“Nordkreuz” – Betroffene wenden sich an Bundes- und Landespolitik
vom 29. August 2019 in Kategorie: Pressemitteilung
Vor zwei Jahren wurde das extrem rechte Netzwerk „Nordkreuz“ bekannt, zu deren Mitgliedern Angehörige der Polizei und des Reservistenverbands der Bundeswehr zählten. Bei Durchsuchungen hat das Bundeskriminalamt (BKA) neben Waffen auch Informationssammlungen zu politischen Gegner*innen gefunden. In den offenen Briefen fordern die Betroffenen unter anderem mehr Aufklärung über die Hintergründe und stellen die Frage: „Was muss sich in den Strukturen der Polizei und der Bundeswehr ändern, um so etwas künftig unmöglich zu machen?“
Die Briefe finden sich hier und hier
In der Gruppe der Unterzeichner*innen sind 14 Personen aus Rostock, die Ende Juni diesen Jahres vom BKA als Zeug*innen im Ermittlungsverfahren gegen Jan Hendrik Hammer und Haik Jäger gehört wurden. Dabei erfuhren sie erstmals, dass die Beschuldigten über sie nicht nur öffentlich verfügbare Daten gesammelt hatten. Bei Durchsuchungen verschiedener Objekte im August 2017 stieß das BKA auf umfangreiche Materialsammlungen zu rund 25.000 Personen und Institutionen. Knapp zwei Jahre später gab das Innenministerium Mecklenburg-Vorpommern im Juli 2019 bekannt, 1200 betroffene Personen und Institutionen im Land zu informieren. Zu diesem Kreis gehören auch die weiteren Unterzeichner*innen der Offenen Briefe.
„In den vergangenen Wochen haben sich bereits einzelne Betroffene öffentlich geäußert. Nun richtet sich erstmals eine ganze Gruppe von ihnen mit Fragen und Forderungen an politische Institutionen und an die Öffentlichkeit. Das ist ein weiterer Schritt, um Transparenz, Aufarbeitung und wirksame Konsequenzen einzufordern.“, so LOBBI Mitarbeiter Tim Bleis. „Der Beratungsverein für Betroffene rechter Gewalt in M-V berät schon seit 2017 Menschen, die befürchteten auf den “Feindeslisten” zu stehen und hat dutzende Personen beraten, die durch BKA UND LKA angeschrieben wurden. Natürlich werden wir auch weiterhin alle Betroffenen, die dies wünschen, unterstützen.“
Hinweis: Gemeinsam haben sich die Betroffenen gegen öffentliche namentliche Unterschriften entschieden, um nicht erneut in den Fokus rechter Gruppierungen zu gelangen. Konkret fürchten sie, dass ihre Namen im Rahmen parlamentarischer Informationen auch den Fraktionen der AfD im Bundestag und im Schweriner Landtag bekannt werden. Die Namen sind beim Beratungsverein LOBBI jedoch hinterlegt.
Offenlegung: Auch LOBBI wurde vom LKA informiert, dass der Verein Teil der Materialsammlung von „Nordkreuz“ ist.