13. Januar 2023 - Loitz (Vorpommern-Greifswald)
In einer provisorischen Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete in einer ehemaligen Grundschule wird in der Nacht eine Fensterscheibe und eine Glastür mit einem Metallrohr eingeschlagen.
Wenige Tage später übermittelt ein örtlicher Unternehmer eine Petition mit Forderungen für die „innere Ordnung und Sicherheit“ an die Gemeinde. Unter anderem fordern die Unterzeichner:innen die Zugangswege zur Unterkunft zu sperren und drohen in einem Ultimatum, andernfalls eine Bürgerwehr einzusetzen. Ein gezielt gestreutes Gerücht, ein junges Mädchen wäre von einem „Menschen mit Migrationshintergrund“ am Arm gezogen und bedrängt worden, heizt die Stimmung zusätzlich an.
Auf einer in Folge von der Gemeinde und dem Landkreis einberufenen Einwohner:innenversammlung dominiert eine rassistische und volksverhetzende Stimmung. Es werden öffentlich extrem rassistische und auch NS-verherrlichende Positionen vertreten. Nur in einem Fall wird wegen Volksverhetzung ermittelt. Für die Geflüchteten wird die bedrohliche Stimmung immer spürbarer. Zum Schutz wird ihr Ausgang sowie ihr Bewegungsspielraum stark reglementiert. Besuch dürfen sie nur von Amtspersonen empfangen. Viele der Bewohner:innen fühlen sich wie in einem Gefängnis.