Einschüchterungsversuche von Rechts in Lassan
vom 25. Juni 2013 in Kategorie: Pressemitteilung
Bereits im vergangenen Sommer wurde einem 34-jährigen Lassaner die 
Scheibe seiner Wohnung, in der er eine Postkarte mit der Aufschrift 
„Kein Ort für Neonazis“ angebracht hatte, mit einem Feldstein 
eingeworfen. Einige Monate später, am 18.11.12, wurde er auf einer 
Karnevalsveranstaltung im Ort von dem ihm bis dahin unbekannten Andreas 
W. unvermittelt ins Gesicht geschlagen. Sebastian K., ein bekannter 
Lassaner Neonazi, ließ dem Betroffenen daraufhin deutlich werden: „Das 
ist auch der Grund, warum wir euch die Scheibe eingeschlagen haben.“ 
Diese Vorfälle wurden gestern, am 24. Juni 2013, vor dem Anklamer 
Amtsgericht verhandelt. 
 
Das Verfahren um die zerstörte Scheibe ging erwartungsgemäß mit einem 
Freispruch für den 33-jährigen Lassaner Sebastian K. aus, wenngleich 
kaum ein Zweifel daran besteht, dass die Gruppe um K. den sechs 
Kilogramm schweren Stein in das Fenster des Betroffenen geworfen hat. 
Der Angeklagte äußerte sich nicht zu dem Fall, so dass er keiner 
direkten Handlung überführt werden konnte. 
 
Im Prozess um die Körperverletzung stellte sich der Sachverhalt dagegen 
klarer dar. Da der 26-jährige Andreas W. bisher jedoch noch nicht 
strafrechtlich in Erscheinung getreten war und einer der Zeugen nicht 
vor Gericht erschien, einigten sich Richter, Staatsanwalt, 
Strafverteidiger und der Nebenklageanwalt des Betroffenen auf eine 
Verfahrenseinstellung gegen die Zahlung von 1000 Euro an die 
Betroffenen. Dieser kündigte noch im Gerichtssaal an, das Geld 
Initiativen und Projekten gegen Neonazis und für Toleranz zu spenden. 
 
Strafverteidiger war in beiden Fällen der NPD-Landtagsabgeorndete 
Michael Andrejewski. 
 
Hintergrund beider Taten war vermutlich das zivilgesellschaftliche 
Engagement des Betroffenen für demokratische Strukturen und den Bau 
einer Skater-Bahn. Immer wieder sei es zu Einschüchterungsversuchen 
durch lokale Neonazis gekommen, die schließlich in der Sachbeschädigung 
und der Körperverletzung gipfelten. Doch auch danach sei die Gruppe um 
die beiden Angeklagten weiterhin gegen den Betroffenen und seine 
Freundin vorgegangen, sei es durch rechte Parolen die Nachts vor der 
Wohnung gegrölt worden seien oder durch Schneeballwürfe gegen die 
Fensterscheiben. 
 
Die Resonanz auf den Prozess war groß, fast alle Plätze im Gerichtssaal 
waren besetzt. „Ich freue mich sehr über die Unterstützung“, so Alex H. 
„Ich möchte zeigen, dass es sinnvoll ist sich zu wehren. Die Nazis haben 
hier etwas angezettelt was ihnen nun vor die Füße fällt.“ 
 
Robert Schiedewitz, Mitarbeiter Der LOBBI bewertet den Fall 
folgendermaßen: „Einschüchterungsversuche durch Neonazis sind keine 
Seltenheit und dienen bewusst dem Ziel, Zivilcourage und Engagement 
gegen Rechts zu unterbinden. Es ist zu begrüßen, dass sowohl der 
politische Hintergrund der Tat, als auch die Betroffenenperspektive in 
den Prozessen Raum bekamen und der Nebenkläger an dem juristischen Deal 
beteiligt wurde“