Wort halten – Betroffene rechter Gewalt unterstützen!
vom 2. September 2016 in Kategorie: Pressemitteilung
In der Nacht vom 19.12.2015 zum 20.12.2015 brannte es in Tutow. Unbekannte legten ein Feuer im Keller eines Mehrfamilienhauses in dem mehrheitlich Flüchtlinge untergebracht waren. Für eine Bewohnerin des Pommernrings 10 und Bundesfreiwillige im Rahmen der Flüchtlingsberatung und -betreuung veränderte diese eine Nacht alles.
Nur einem Zufall ist es zu verdanken, dass sie noch wach war und die starke Rauchentwicklung bemerkte. Panisch alarmierte sie die übrigen Bewohnerinnen und Bewohner und verließ fluchtartig das Haus. Der Qualm drang so stark in ihre Erdgeschosswohnung ein, dass sie die Feuerwehr als unbewohnbar einstufte. Sie selbst erlitt eine leichte Rauchvergiftung und verlor durch den Brand im Keller nahezu alle persönlichen Erinnerungsstücke. Da kurzfristig auch keine Ersatzwohnung gestellt werden konnte, musste sie mehrere Wochen bei einer Freundin verbringen, bis die Renovierungsarbeiten in der neuen Wohnung erledigt waren.
Bereits kurz nach dem Brand besuchte Innenminister Lorenz Caffier Tutow, um ein Zeichen gegen rechte Gewalt zu setzen und verurteilte den Angriff. Der Hauptbetroffenen versprach er, dass Niemand auf den entstandenen Kosten sitze bleibe würde. Da die Betroffene nicht nur persönliche Wertsachen sondern auch den größten Teil ihres Hausrats verlor war schnelle und unkomplizierte Hilfe sehr nötig. Einen Kontakt hinterließ der Stab von Herrn Caffier jedoch nicht. Um möglichst schnell auch nur annähernd Normalität für die Betroffene herzustellen, haben die Amadeu-Antonio-Stiftung und die LOBBI entschieden, die entstandenen Renovierungskosten vorerst durch ihre jeweiligen Opferfonds zu übernehmen. Herr Caffier wurde mit einem gemeinsamen Anschreiben an seine Zusicherung erinnert.
Zwar veranstaltete das Landespolizeiorchester am 23.06.2016 in Anwesenheit des Innenministers ein Benefizkonzert zugunsten der Arbeit mit Geflüchteten – doch auf mehrmalige Nachfrage seitens der LOBBI hinsichtlich der Kostenübernahme für die Renovierungsarbeiten gab es bis heute keine Reaktion . Auch von Normalität kann für die Betroffenen längst keine Rede sein. Seit dem Brandanschlag ist die feindliche Stimmung im Pommernring nicht verflogen. Die Bundesfreiwillige und andere ehrenamtliche Helfer und Helferinnen sind immer wieder alltäglichen Anfeindungen, Bedrohungen und Beleidigungen ausgesetzt. »Kaum ein Tag vergeht, an dem die Helferinnen nicht schikaniert werden – nur weil sie sich für Geflüchtete einsetzen. Von daher ist es um so wichtiger Wort zu halten und direkt Betroffene auch bei konkret anfallenden Kosten nicht sitzen zu lassen.« so Robert Schiedewitz von der LOBBI. » Erst durch konkrete Unterstützungen und klare Positionen gegen Rassismus und nicht durch warme Worte spüren Betroffene, dass sie nicht alleine stehen.«