Naziaktivitäten
vom 1. Juni 2008 in Kategorie: Artikel
NPD-Kader ziehen nach M-V
Aus Hessen sind im Juli die langjährigen Gemeindeund Kreistagsabgeordneten der NPD Doris und Alfred Zutt nach Waren umgesiedelt. Doris Zutt ist seit 1992 Mitglied der Partei und gehörte zeitweise dem Bundesvorstand an. Alfred Zutt wurde im November des letzten Jahres wegen Volksverhetzung verurteilt. Er hatte in einem offenen Brief behauptet, das „Judentum“ hätte den Zweiten Weltkrieg begonnen.
Hierzulande ist die Familie schon seit den 90er Jahren tätig. Doris Zutt beteiligte sich an Aufmärschen in Greifswald, Neustrelitz sowie Rostock und kandidierte 2001 erfolglos bei den Bürgermeisterwahlen in Waren. Ihr Sohn Michael Häußner übernahm im Sommer 2006 das NPD-Mandat im Kreistag des Müritzkreises. Dort blieb er allerdings ebenso unauffällig wie sein Vorgänger Sven Kuschnereit, der bei den Kommunalwahlen 2004 4,1 % der Stimmen erhielt. Die Familie betreibt schon seit 1999 in der Warener Mozartstraße ein Geschäft mit rechten Kleidungsmarken und CDs. Mittlerweile trägt der Laden den Schriftzug Dickkoepp und fungiert wie ein gleichnamiges Neonazigeschäft in Rostock als NPD-Wahlkreisbüro. Als Grund für den Umzug gaben die Zutts an, in Hessen würden „immer mehr Sinti und Kopftücher das Straßenbild prägen“, während man in Mecklenburg-Vorpommern „noch Deutscher unter Deutschen sein kann“. Neben beruflichen und Altersgründen dürfte auch die deutlich gesunkene Unterstützung der NPD in Hessen eine Rolle spielen.
Doris Zutt kündigte an, sich auch in Mecklenburg-Vorpommern in der NPD zu engagieren und erklärte, dass sie bei den Kommunalwahlen im nächsten Jahr für einen Listenplatz zur Verfügung stehe.
Zwei Neonazi-Gruppen weniger
Der „Schutzbund Deutschland“ ist nun endgültig verboten. Das Bundesverwaltungsgericht bestätigte am 29. Juli die Entscheidung des Potsdamer Innenministeriums aus dem Jahr 2006. Die brandenburgische Organisation unterhielt auch Kontakte nach Mecklenburg-Strelitz und Neubrandenburg und fiel hier insbesondere durch massive Verteilaktionen extrem rassistischer und nationalsozialistischer Flugblätter auf.
Der „Kampfbund deutscher Nationalsozialisten“ (KDS) löste sich hingegen Ende Juli selbst auf. Die Splittergruppe begründete dies mit dem Scheitern ihrer sogenannten Querfrontstrategie. Der KDS versuchte zehn Jahre lang, antikapitalistische Linke und Nationalsozialisten zusammenzuführen. Bundesgeschäftsführer war der Wolgaster Andreas Kühn.
Fackeln für Hitlers Stellvertreter
In Mecklenburg-Vorpommern fanden am 17.August, dem Todestag des „Stellvertreters des Führers“ Rudolf Heß, zwei unangemeldete und angeblich spontane Aufmärsche statt. In Neustrelitz zogen unter den Lautsprecheransagen des NPD-Kreisvorsitzenden Marco Zimmermann und des Burg Stargarder Gemeindevertreters Norman Runge etwa 60 Neonazis mit Transparenten durch ein Neubauviertel. Als die Polizei den Zug stoppen wollte, kam es zu Handgreiflichkeiten mit den Beamten. In Ueckermünde versuchten etwa 250 Neonazis mit brennenden Fackeln in die Innenstadt des Ortes zu gelangen. Der Aufmarsch wurde durch die Polizei gestoppt. In Rostock und Schwerin sprühten Neonazis Parolen mit Bezug zu Rudolf Heß an Häuserwände. In Loitz im Landkreis Demmin wurden Flugblätter verteilt.