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Kultur für alle

vom 1. Juni 2008 in Kategorie: Artikel

„Plant Aktionen“

Anfang Mai teilte das Ordnungsamt Gadebusch den Aktiven des Vereins Kultur und Toleranz (KuT) mit, dass ein für den 17. Mai angemeldetes Open Air Konzert nicht genehmigt wird. Begründung: Die Lage in der Stadt sei zu angespannt und man wolle der rechten Szene kein erneutes Angriffsziel bieten vier Tage zuvor hatten etwa 15 Neonazis eine Gruppe Jugendlicher angegriffen. Sie prügelten einen jungen Mann in die Bewusstlosigkeit und verletzten zwei Frauen mit Elektroschockern. Die Betroffenen gehören zum Umfeld des KuT, der in der Stadt einen selbstverwalteten Jugendtreff betreibt. Außerdem hatte die Polizei Bedenken angemeldet, da im 30 Kilometer entfernten Wismar gleichzeitig eine Party zum zweijährigen Bestehen des rechten WErWolfshop geplant sei.

Fast zur gleichen Zeit untersagte die Stadt Parchim ein für den Juni geplantes zweitägiges Punkfestival, da es im Jahr 2007 auf zwei Stadtfesten zu Ausschreitungen durch Rechte gekommen sei. Der Veranstalter des Punk am Ring wich daraufhin auf ein Gelände in Wöbbelin aus. Einen Tag vor Beginn des Festivals, auf dem 21 Bands auftreten wollten, teilte ihm das Ordnungsamt mit, dass er auch an diesem Ort die Veranstaltung absagen müsse. Im nahe gelegenen Neustadt-Glewe mobilisiere die rechte Szene per SMS, in der es u.a. heißt: „Plant Aktionen und leistet Widerstand. Nur so können wir diesen verdorbenen Idioten zeigen, dass Neustadt unsere Stadt ist und auch bleiben wird….“

Erschreckende Logik

Beide Veranstaltungen konnten nach langwierigen Verhandlungen bzw. Neuanmeldungen letztendlich stattfinden. Und tatsächlich wurden BesucherInnen vom punK am ring auf dem Weg dahin in Neustadt-Glewe von Rechten angegriffen. Die Logik, die hinter dem Vorgehen der lokalen VerantwortungsträgerInnen zu stehen scheint, ist jedoch erschreckend. Rechtsmotivierte Angriffe bzw. deren Ankündigung werden nicht zum Anlass genommen, die Opfer zu stärken und deren Sicherheit zu gewährleisten. Wenn die Betroffenen jedoch zusätzlich in ihrem eigenen Engagement behindert werden, weil BehördenvertreterInnen Angst vor erneuten Angriffen von Neonazis und damit verbundenen negativen Schlagzeilen haben, so kommt dies einer Bankrotterklärung nahe, durch die sich die rechten Schläger fast zwangsläufig bestärkt fühlen müssen. Denn sie gehen gezielt gegen alternative Jugendliche vor, um sie einzuschüchtern und aus der Öffentlichkeit zu verdrängen. Die Jugendlichen, die sich ihnen in den Weg stellen, sind zu Recht empört und fühlen sich doppelt bestraft, weil sie von rechtsmotivierter Gewalt betroffen sind.

Kulturveranstaltungen gehören in ihrer ganzen Bandbreite zum zivilgesellschaftlichen Leben in Mecklenburg-Vorpommern neben Festspielen, Volksfesten und Konzerten eben auch subkulturelle Events, wie die in Wöbbelin oder Gadebusch. Deshalb müssen entsprechende Konzerte stattfinden können trotz oder gerade nach Drohungen der rechten Szene.